Petra Welkers

Ich wurde 1965 in Hamm (Westf.) geboren und lebe heute mit meiner Familie in Lüdinghausen (Münsterland). Seit Abschluss meines Studiums der Erziehungswissenschaften 1992 an der Technischen Universität Dortmund (1986-1992) arbeite ich in verschiedenen Feldern der Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Gesundheitspolitik, aktuell im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit. 2017, ausgelöst durch einen sogenannten Burnout, habe ich begonnen, die Geschichte meiner Kindheit und meiner Familien infolge von Pflege und Adoption zu erforschen und berate darin ehrenamtlich auch andere Herkunftssuchende.
Von der Idee zum Buch
Im August 2017 fing alles an. Über die Fachstelle Adoption der Stadt Hamm erhielt ich Einsicht in meine Adoptionsakte und konnte in den Monaten danach vier (noch lebende) von insgesamt sieben leiblichen Geschwistern finden. Die Lebensberichte, die ich erfuhr, stellten meine bisherige Adoptionswelt auf den Kopf und fesselten mich derart, dass Familienforschung und Genealogie zu meinen Lieblingsbeschäftigungen wurden. Familienmitglieder und Freunde, denen ich immer wieder gerne (vermutlich zu lange …) von meinem neuen Hobby erzählte, ermutigten mich zum Schreiben.
Aus ersten lockeren Notizen und einer kleinen Dokumentensammlung entwickelte ich im Verlauf der zurückliegenden Jahre ein Buch. Ich wollte damit auch unseren Kindern einen Zugang zu vergangenen Zeiten, unserer gemeinsamen Familiengeschichte, ein Verständnis für das Zusammenwirken historischer, gesellschaftlicher und psychologischer Entwicklungen und Erkenntnisse ermöglichen.
Mein Weg zur Familienforschung
Am glücklichsten wäre ich natürlich gewesen, wenn ich beide leiblichen Elternteile noch hätte finden und persönlich sprechen können. Leider war dies nicht mehr möglich. Also musste ich andere Wege gehen, um einen Zugang zu meiner Familiengeschichte zu finden: In meiner Pflegekind- und Adoptionsgeschichte entdeckte ich jedoch an verschiedenen Stellen Ungereimtheiten und leere Stellen, die ich heute – nach Abgleich mit den Lebensberichten meiner Geschwister und nach Analyse amtlicher Dokumente – besser als Verschweigen, Leugnen, Vergessen oder Lügen beschreiben kann. Durchaus kein Einzelfall, wie ich feststellte. Zehntausende inkognito Adoptierte (ca. 290.000 Menschen zwischen 1950 und 1990) erfuhren ebenso wie ich erst spät im Leben, viele auch sehr spät – zum Beispiel bei der Beantragung eines neuen Personalausweises oder beim standesamtlichen Aufgebot – von ihrer Adoption. Diese Geheimniskrämerei hatte System und beschreibt ein historisches, rechtliches, familiäres und gesamtgesellschaftliches Versagen im Umgang mit den Persönlichkeitsrechten der in Pflege genommenen und/oder adoptierten Kinder. Und dieses Versagen ist, so kann ich heute sagen, „relativ“. Relativ im Verhältnis zu unserem heutigen Verständnis von Pflegekindschaft und Adoption. Relativ zu heutigen Maßstäben dessen, was wir unter einer weltanschaulich offenen, ehrlichen, im besten Sinne „verbundenen“ und liebenden Eltern-Kind-Beziehung verstehen und erwarten wollen und sollten. Relativ aber auch zu den noch heute bestehenden Unrechten und fehlendem Unrechtsbewusstsein gegenüber den (in der Vergangenheit) illegal aus dem Ausland gekauften, gestohlenen, „mitgenommenen“ und nachträglich in Deutschland per Adoption legitimierten Kindern.
Mit dem Wissen von jetzt
Ich helfe gerne Menschen, die sich weiterentwickeln möchten und dabei an Grenzen oder auf Hindernisse stoßen. Das kann sehr verschiedene Gründe haben, die zu erkennen und zu überwinden manchmal nicht einfach ist. Auch mir ist es so ergangen und ohne Hilfe hätte ich es nicht geschafft! Für diese Hilfe bin ich sehr dankbar und habe heute das Wissen und die Kraft, einiges davon weiterzugeben.
Anders als im Buch spreche ich die Leserinnen und Leser in meinen Blogbeiträgen im freundlichen „Du“ an. Ich fühle mich dir/euch dadurch näher und möchte das auch in meinen Blogbeiträgen spürbar werden lassen. Ich habe gelernt: Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, denn alles ist unser Leben! Und darüber zu sprechen und zu schreiben, Familiengeschichte zu re-konstruieren, war und ist für mich in jeder Hinsicht lehrreich und heilsam.
Ich freue mich über Rückmeldungen zu meinem Buch und hoffe, dass ich Dich und Euch – liebe Adoptierte und andere Herkunftssuchende – damit finden und berühren kann.