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Eine Geburt ist doch kein Geheimnis, wirst du vielleicht denken.

Was, wenn doch? Wenn das archetypisch Schöne an der Schöpfung, der Geburt eines Kindes, vom Beginn des Lebens an verdeckt und verschwiegen wird, weil andere es so entscheiden? Gibt es eine Rechtfertigung dafür? Welche Begründung rechtfertigt aus ethischer und psychologischer Sicht eine so existentielle, das ganze Leben verändernde Entscheidung?

Adoption

Beispielsweise dann, wenn die Lebensbedingungen in deiner Familie und/oder die Gesundheit deiner Mutter/deines Vaters/beider Elternteile bereits vor, aber auch während der Schwangerschaft kritisch oder gefährlich bis feindlich waren? Wenn deine Mutter oder beide Elternteile gemeinsam, häufig auch nur die Mutter alleine, entschieden haben, dir ein „besseres“ Leben in einer anderen Familie ermöglichen zu wollen?

Was, wenn sie es – aus welcher Not heraus – so entscheiden mussten oder andere (Jugendamt) für sie entschieden? Geh bitte davon aus, dass eine solche Entscheidung nicht leichtfertig aus dem „Bauch heraus“ getroffen wird. Bei genauerem Hinsehen und – soweit Akten und Berichte von Zeitzeugen das hergeben – stellt sich heraus, dass es familiäre und insbesondere mütterliche Notlagen waren.

Dann hat deine Mutter bzw. haben deine Eltern – evtl. auch nur das Jugendamt – entschieden, dass du bei Pflegeeltern aufwächst oder von einem kinderlosen Paar adoptiert wirst. Ungünstigstenfalls wurdest du in einer Babyklappe abgegeben oder im Rahmen einer so genannten vertraulichen Geburt sofort fremd, i.d.R. im Rahmen einer Vormundschaft durch das Jugendamt, betreut.

Ungünstigstenfalls – wenn politisch und menschenrechtswidrig entschieden – warst du ein Opfer des DDR-Regimes. Damals wurden regimekritische, minderjährige oder angeblich „asoziale“ Eltern ihrer Kinder beraubt und an linientreue Genossinnen und Genossen vermittelt, Akten gefälscht oder den leiblichen Eltern gesagt, ihr Kind sei bei der Geburt gestorben.

Bei Adoptionen wird zwischen „inkognito“, „halb-offen“ und „offen“ unterschieden. Bei der so genannten Inkognito-Adoption werden mit der Adoption jegliche Verbindungen zwischen leiblichen Eltern und Adoptiveltern(-teilen) gekappt. Dies war gängige Praxis bis in die neunziger Jahre hinein. Diese Variante kann auch heute noch sinnvoll sein, wenn das Kindeswohl in der Herkunftsfamilie gefährdet ist. Offenere Varianten ermöglichen hingegen einen weniger oder mehr offenen Kontakt. Entweder mit der Vermittlung durch das Jugendamt (Austausch von Briefen und Fotos) oder – wenn ganz offen – direkt bzw. uneingeschränkt zwischen Herkunftsfamilie und Adoptivfamilie. Ab dem sechzehnten Lebensjahr haben lt. Adoptionshilfegesetz alle Adoptierten das Recht auf Einsichtnahme in ihre Adoptionsakte und ihr Geburtsregister. Vorausgesetzt, sie wissen von ihrer Adoption. Das ist aber leider auch heute immer noch nicht der Regelfall.

Auslandsadoptionen

In den letzten Jahrzehnten gab es auch unzählige juristisch sehr zweifelhafte bis illegale Auslandsadoptionen. Einen regelrechten, häufig menschenrechtswidrigen Adoptionstourismus mit Kindern aus fremden Ländern. Kaum ein (Unrechts-)Bewusstsein über die Praxis von Adoptionsvermittlungsstellen und die Folgen einer Auslandsadoption für die betroffenen Kinder. In der Gegenwart sehr bekannt sind sicherlich die zahlreichen Adoptionen prominenter Eltern, z.B. Angelina Jolie. Gerade bei Auslandsadoptionen werden häufig die Argumente „Notrettung“ und „Wohltat“ angeführt. Eine durchaus als „imperialistisch“ einzuordnende Haltung der sog. westlichen Industrienationen gegenüber den sog. Entwicklungs- und Schwellenländern. Eine sogenannte „win-win-Situation“ für alle? Ist das so? Du merkst: Das ist nicht meine Position. Ich würde stattdessen begrüßen, wenn deutsche Entwicklungshilfe dazu beiträgt, dass Kinder weltweit bei ihren Eltern(-teilen) bleiben und aufwachsen können oder im Kreis der dortigen erweiterten Familie aufgenommen werden.

Spenderkinder

Vielleicht bist du ein sogenanntes „Spenderkind“. Spenderkinder sind in der Darstellung ihrer rechtlich-sozialen Eltern die Erfüllung eines lang gehegten Kinderwunsches – eben nur auf anderem Wege. Fortgegeben dennoch, weil ein dir unbekannter Mensch (Mann oder Frau) entschieden hat, seinen/ihren Samen oder Eizelle zur Vermittlung an ihm/ihr unbekannte Elternteile zu geben und danach weitestgehend (seit 2018 im Samenspenderregistergesetz geregelt) anonym bleiben und in deinem Leben keine Rolle spielen zu wollen.

Parallelen

Wenn du adoptiert oder ein Spenderkind bist, dann kennst du einen oder beide genetischen, leiblichen Elternteile nicht. Dann nämlich, wenn deine rechtlich-sozialen Eltern, bei denen du aufgewachsen bist, ihren Kinderwunsch nicht auf natürliche Weise (Zeugung) erfüllen konnten sondern sich für ein heterologes reproduktionstechnisches Verfahren und die Verwendung fremder Keimzellen (Samen, Eizellspende) oder eine Adoption entschieden haben.

Heterologe reproduktionsmedizinische Verfahren sind solche, bei denen fremde Keimzellen verwendet und mit Hilfe medizinischer Verfahren (im Labor) bearbeitet und einer Frau eingesetzt werden. Komplizierter noch, wenn eine im Ausland beauftragte Leihmutter im Spiel ist. Leihmutterschaft ist in Deutschland nämlich verboten.

Zukunft wächst aus Herkunft

Viele Menschen erfahren die Umstände ihrer Schwangerschaft und Geburt sowie die Hintergründe ihrer Herkunft erst im Erwachsenenalter. Manchmal, wenn sie mit 18 Jahren einen Personalausweis oder wenn sie mit 30, kurz vor der Hochzeit, ihr Geburtsregister (früher: Abstammungsurkunde) beantragen. Das ist leider eine Praxis, die trotz besserer Beratung und Sensiblität auch heute noch möglich sein kann. All dies entgegen deutschem und internationalem Recht, das die Kenntnis der eigenen Abstammung als ein Grundrecht aller Menschen formuliert. Lies gerne meine Position dazu!

Geheimnisse und Geschichte klären

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schädlich Geheimnisse im Leben wirken können. Erst 2017 habe ich mit meiner Familienforschung begonnen und Erstaunliches zutage befördert! Die bewegendsten Momente waren für mich, meine leiblichen Geschwister zu finden und von ihnen die Wahrheit über die Hintergründe meiner Adoption zu erfahren.

Bild: Petra (2. von rechts) mit leiblichen Geschwistern

Geheimnisse und Geschichte zu klären („Wurzelsuche“ ist in diesem Zusammenhang ein häufig verwendeter Begriff, den ich gerne übernehme) ist aber ein bisschen so, wie die berühmte „Büchse der Pandora“ zu öffnen. Einmal geöffnet gibt es keinen Weg zurück! Bevor du diesen Schritt wagst, solltest du dich breit informieren und schauen, ob und welche Hilfe und Helfer*Innen du dir zur Seite nimmst.

Hilfe bei der Wurzelsuche

Auf meiner Seite Hilfe findest du einige Informationen, wie du dich deiner Wurzelsuche annähern und Fragen klären kannst. Ich rate dir sehr, dich mit Partner*In, Freund*Innen und zum Beispiel in Selbsthilfegruppen oder in seriösen Internetforen (die gibt es zahlreich auch bei Facebook) auszutauschen. Externe Beratung, Coaching oder Therapie werden von qualifizierten Menschen angeboten, die idealerweise einen entprechenden familiären Hintergrund und langjährige Berufserfahrung haben.

Wenn du dir unsicher bist, dich näher über das OB und das WIE deiner Wurzelsuche informieren möchtest, dann sprich bitte mit mir! Nutze gerne meine langjährigen Erfahrungen, Kenntnisse und Netzwerke!

Ich höre dir zu, frage nach, kläre gemeinsam mit dir, was wie gehen könnte … und was vielleicht auch nicht. Bei aller Erfahrung und meiner Begeisterung für Familienforschung bin ich mir der Risiken und Nebenwirkungen dieses Prozesses sehr bewusst! Das Kleingedruckte dazu findet sich nämlich in keinem social-media-Handbuch! Es ist ein Weg, der mit aller gebotenen Sensibilität für die Geschichte und Schicksale aller beteiligten Menschen wohl überlegt und gestaltet werden sollte.

Deine Erfahrungen

Vielleicht bist du deinen Weg schon gegangen und hast einige Erfahrungen gesammelt? Dann teile deine Erfahrungen gerne mit einem Kommentar!

Wie ist es dir ergangen?

Welche Wege hast du beschritten, welche Helfer*innen gehabt, welche Hindernisse wie überwunden, welche Erkenntnisse und welche Lösungen gefunden, die du hier erzählen möchtest?

Beim Lernen und bei der Weitergabe von Wissen und Erfahrungen ist es nämlich so wie mit der Freude: Geteiltes Lernen und geteilte Freude sind doppeltes Lernen und doppelte Freude!

Sei mutig und hilf damit auch anderen Menschen, ihren ganz eigenen Weg zu finden.

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